Interpretation — Saisonbeginn von Elisabeth Langgässer

Breeze-Kate
3 min readApr 8, 2024
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Die Kurzgeschichte Saisonbeginn wurde in August 1947 von Elisabeth Langgässer geschrieben und stammt aus der Periode der Trümmerliteratur. In der Geschichte geht es um die Errichtung eines Schildes, auf dem, das steht: “In diesem Kurort sind Juden unerwünscht.” Die Geschichte beschreibt die Reaktionen der Stadtbewohnern und thematisiert damit, die Judendiskriminierung und religiöse Heuchelei.

Form

In der Kurzgeschichte gibt es keine Hauptcharaktere. Stattdessen gibt es einen allwissenden Erzähler mit einer auktorialen Erzählhaltung. Um die Spannung der Geschichte aufrechtzuerhalten, verrät der Erzähler nur ganz am Ende, was tatsächlich auf dem Schild steht.

Sprache

Die Sprache der Geschichte ist äußerst beschreibend und überwiegend positiv, wie einen Hyperbol. Langgässer übertreibt die Beschreibung des kommenden Frühlings, indem sie Phrasen wie „Sanft und Kraft“ und „platzten vor Glück“ (S. 21) verwendet. Dies deutet darauf hin, dass alles zu schön sein könnte, um wahr zu sein. Außerdem verwendet sie die rhetorische Figur der Synästhesie, um die kommenden Frühling zu beschreiben, mit Phrasen wie „milchigen Stengeln“. All dies verleiht der Geschichte eine unheimliche und bedrohliche Atmosphäre, die andeutet, dass etwas mit der Inschrift auf dem Schild nicht stimmt.

Ein anderes rhetorisches Stilmittel, das verwendet wird, ist das Oxymoron. Als die 3 Arbeiter darüber diskutieren, wo sie das neues Schild für den Kurort platzieren sollen, entscheiden sie, das Schild vor die Statue des Jesus zu stellen, auf der „J.N.R.J.“ eingraviert ist, was „Jesus von Nazareth, König der Juden“ bedeutet. Die Platzierung eines Schildes, das Juden diskriminiert, vor dem „König der Juden“ ist ein Paradoxon, das diese gegensätzliche Ideen gegenüberstellt. Es zeigt die christliche Heuchelei. Obwohl Jesus für Christen ein Symbol der Liebe ist, verbreiten die Christen in dieser Geschichte nur Hass.

Es gibt auch eine zusätzliche religiöse Referenz zum Christentum. Ein Zitat: „Die beiden anderen luden von neuem den Pfosten auf ihre Schultern…“ (S. 23) bezieht sich darauf, als Jesus das Kreuz auf seinem Schultern tragen musste. Insgesamt sollen die Referenzen zum Christentum die Heuchelei der Christen zeigen, die Langgässer kritisiert. In diesem Fall, wenn Juden im Not sind, haben die Christen ihnen den Rücken gekehrt.

Interpretation

Ein Hauptfokus dieser Kurzgeschichte liegt auf der Reaktion der Stadtbewohnern auf das Schild. Viele entschieden, die Errichtung des neuen Schildes zu ignorieren, während andere bei der Errichtung geholfen haben. Die Geschichte zeigt, wie einige Menschen über das Schild lachten, gleichgültig reagierten oder sich unsicher fühlten (S.23f), ähnlich wie die Reaktionen der Deutschen Bevölkerung während der Nazi-Regime gegenüber der Judendiskriminierung. Darüber hinaus spiegelt das Symbol der Schulkinder, die beim Aufstellen des Schildes, geholfen haben, wider, wie die Nazis arglose Kinder dazu gebracht haben, ihrer Ideologie zu folgen.

In der Geschichte versucht sogar die Statue von Christus, die Inschrift zu betrachten: „Unerbitterlich und dauerhaft wie sein Leiden, würde sie ihm nun für lange zeitschwarz auf weiß gegenüberstehen.“ (S. 24). Indem das „dauerhafte“ Leiden der Juden dargestellt wurde, angesichts der Gleichgültigkeit der „gottfürchtigen“ Christen, stellt Langgässer die Heuchelei der Christen ganz klar dar.

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Breeze-Kate

American residing in Germany, writing about Germany from American eyes, books, movies, etc. auf Englisch und Deutsch